Indonesiens Bergbausektor: Navigieren durch globale Untiefen

10.03.2025

Geopolitische Verschiebungen, schwankende Rohstoffpreise und die staatlich gelenkte Downstreaming-Initiative prägen die Entwicklung von Indonesiens Bergbau. Trotz regulatorischer Unsicherheiten und sich wandelnden Rahmenbedingungen bleibt Indonesien unter anderem in seiner Rolle als größter Nickelproduzent unverzichtbar für die internationalen Lieferketten.  

Ein führender Produzent 

Der Bergbausektor spielt eine zentrale Rolle in der indonesischen Wirtschaft und trägt maßgeblich zum Bruttoinlandsprodukt, zu den Exporten und zur Beschäftigung bei. 

Anteil des Bergbausektors am indonesischen Bruttoinlandsprodukt (BIP)  

Jahr 

Anteil Am BIP (%) 

Wert (Mrd. USD) 

2019  

4,5  

53,60  

2020  

4,3  

45,67  

2021  

6,3  

74,83  

2022  

9,2  

121,33  

2023  

8,0  

113,39  

2024  

6,8  

104,88  

Quelle: BPS, PwC 

 

Der Aufstieg des Sektors lässt sich auf seine bedeutende Position im globalen Bergbau zurückführen, insbesondere im Bereich Nickel und Kohle. Indonesien verfügt über 42 % der weltweiten Nickelreserven und dominiert seit dem Inkrafttreten des Exportverbots für unverarbeitetes Nickel im Jahr 2020 die globale Lieferkette. Bis Ende 2024 stieg die indonesische Nickelproduktion auf 63 % der weltweiten Gesamtproduktion, wobei die Exporterlöse im Zeitraum von Januar bis November desselben Jahres 20 Milliarden US-Dollar erreichten, so die indonesische Rohstoff-Terminmarktaufsichtsbehörde (Bappebti). Allerdings waren die Nickelpreise aufgrund von Überangeboten volatil, was die Rentabilität und die Investitionen in neue Schmelzprojekte beeinträchtigte. 

  

Potenzial indonesischer Bergbaurohstoffe  

Rohstoff  

Anteil an den weltweiten Reserven (%) 

Globale Platzierung 

Nickel  

42  

1.  

Bauxit 

9,8  

4 . 

Kupfer 

2  

9 . 

Gold  

5,8  

4 . 

Zinn  

34,47  

1 . 

Kohle  

3  

6 . 

Quelle: USGS, 2023  

  

Gleichzeitig wird die Inlands- und Auslandsnachfrage nach Kohle trotz laufender Energiewende-Initiativen voraussichtlich auch 2025 stark bleiben. Die Zielvorgabe für die Domestic Market Obligation (DMO) bei Kohle liegt bei 229,3 Millionen Tonnen, was einem Anstieg von 4 % gegenüber 2024 entspricht und die anhaltende Abhängigkeit von Kohlekraftwerken widerspiegelt. Auch die USA und China dürften ihre Kohleimporte weitgehend stabil halten, während die Nachfrage aus Europa aufgrund strengerer Umweltauflagen voraussichtlich zurückgehen wird. Die Internationale Energieagentur (IEA) prognostiziert zudem einen Rekordverbrauch von Kohle mindestens bis 2027, angetrieben durch die Nachfrage aus Indien und China. Die indonesische Kohleindustrie dürfte von dieser Entwicklung profitieren, auch wenn die Regierung verstärkt auf erneuerbare Energien setzt. 

 

Globale Trends und ihre Auswirkungen auf den indonesischen Bergbau 

Während Indonesien seine Position im globalen Bergbausektor stärkt, beeinflussen externe Faktoren die zukünftige Ausrichtung der Branche. Geopolitische Spannungen wirken sich auf die Rohstoffnachfrage und Lieferketten aus, wobei die Rückkehr von Donald Trumps „America First“-Politik, die Konjunkturabkühlung in China und die steigende Nachfrage nach energieintensiven Technologien wie Künstlicher Intelligenz (KI) eine zentrale Rolle spielen. Gleichzeitig rückt die Kernenergie als emissionsarme Energiequelle wieder in den Fokus – insbesondere da die US-Politik tendenziell wieder Kohle bevorzugt und sich von Elektrofahrzeugen abwendet. Dies könnte die Nachfrage nach Uran sowie nach für Reaktortechnologien wichtigen Mineralien wie Zirkonium und Seltenen Erden verstärken. 

Die fortschreitende Fragmentierung der Rohstofflieferketten – bedingt durch Bestrebungen, die Abhängigkeit von China zu verringern – führt bereits zu Exportbeschränkungen, Zöllen und strategischen Vorratskäufen. Dies könnte die Märkte für Schlüsselrohstoffe wie Nickel und Kobalt weiter destabilisieren. China hat bereits angekündigt, die Kontrolle über Lithiumverarbeitungs- und Raffinationstechnologien zu verschärfen, während die USA Zölle auf bestimmte chinesische Mineralien erhoben haben. 

Vor dem Hintergrund dieser globalen Umwälzungen treibt die indonesische Regierung weiterhin ihre Downstreaming-Agenda voran, die Produzenten verpflichtet, Rohstoffe vor dem Export im Inland zu veredeln. Diese Politik ließ den Wert der indonesischen Nickelexporte von 3,3 Milliarden US-Dollar im Jahr 2017 auf 33,5 Milliarden US-Dollar im Jahr 2023 steigen und zog Investitionen in Höhe von 47,36 Milliarden US-Dollar sowie die Schaffung von 180.600 neuen Arbeitsplätzen nach sich, so Indonesiens Minister für Investitionen und maritime Angelegenheiten, Bahlil Lahadalia. Zur weiteren Förderung dieser Initiative hat die Regierung die Einführung von 35 Downstreaming-Projekten im Wert von insgesamt 2.105 Billionen Rupiah (rund 128 Milliarden US-Dollar) angekündigt, die Investoren angeboten werden sollen. Damit soll die industrielle Basis des Landes gestärkt und ausländisches Kapital angelockt werden. 

 

Herausforderungen zwischen Regulierung und Ambitionen 

Trotz Indonesiens starker Position im globalen Bergbau ist der Sektor mit erheblichen Risiken konfrontiert. Regulatorische Unsicherheit bleibt ein zentrales Problem, insbesondere durch die laufenden Änderungen des Minerba-Gesetzes. Die geplante Möglichkeit, dass Universitäten und zivilgesellschaftliche Gruppen Anteile an Bergbauunternehmen halten können, sorgt für Kontroversen und verstärkt die Unsicherheit bei Investoren. Exportbeschränkungen, insbesondere bei Nickel und Bauxit, haben bereits zu Marktverzerrungen geführt, wodurch einige Unternehmen ihre Expansionspläne verschoben haben. Auch das Downstreaming-Programm selbst steht vor Herausforderungen, insbesondere im Bereich Infrastruktur und Finanzierung. Schließlich könnten langfristige globale Verpflichtungen zur Reduzierung fossiler Brennstoffe Indonesiens Einnahmen aus dem Bergbau beeinträchtigen, da der weltweite Übergang zu sauberer Energie an Fahrt gewinnt. 

Der indonesische Bergbausektor bleibt widerstandsfähig, sieht sich jedoch im Jahr 2025 mit zahlreichen Unwägbarkeiten konfrontiert. Da sich die globalen Märkte wandeln und regulatorische Rahmenbedingungen fortlaufend angepasst werden, müssen Investoren die politischen Entwicklungen und Rohstofftrends genau beobachten. Strategische Investitionen in die Weiterverarbeitung und in die Infrastrukturentwicklung werden entscheidend sein, um das langfristige Potenzial des Sektors auszuschöpfen. Während die Downstreaming-Initiativen und die starke Rohstoffnachfrage Chancen bieten, wird die erfolgreiche Bewältigung wirtschaftlicher Schwankungen und regulatorischer Unsicherheiten die zukünftige Entwicklung der Branche maßgeblich bestimmen. 

 

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