Indonesiens digitale Wirtschaft tritt in eine wichtige Übergangsphase ein. Mehrere Berichte zeigen, dass das Land bis zum Ende des Jahrzehnts der größte und dynamischste Digitalmarkt in Südostasien bleiben wird.
Laut dem Bericht e-Conomy SEA 2025 von Google, Temasek und Bain & Company nähert sich Indonesiens digitale Wirtschaft bis 2025 einem Gross Merchandise Value (GMV) von fast 100 Milliarden USD, getragen durch stabile Aktivitäten in den Bereichen E-Commerce, digitale Finanzdienstleistungen, Video-Commerce sowie die zunehmende Integration von Künstlicher Intelligenz (KI). Obwohl makroökonomische Belastungen dazu geführt haben, dass die Bank Indonesia seit September 2024 die Zinsen sechsmal gesenkt hat und die Regierung ein Konjunkturpaket in Höhe von 1,5 Milliarden USD aufgelegt hat, bleibt das Wachstum im Online-Sektor stabil, da die Nutzerakzeptanz weiter zunimmt.
Diese Akzeptanz zeigt sich besonders im E-Commerce, der weiterhin Indonesiens digitale Landschaft dominiert. Der GMV wird voraussichtlich 71 Milliarden USD im Jahr 2025 erreichen, nach 59 Milliarden USD im Jahr 2023. Eine bedeutende Entwicklung innerhalb des Sektors ist der schnelle Aufstieg des Video-Commerce. Der Indonesien-Bericht zeigt, dass die Zahl der Verkäufer, die Video nutzen, im Jahresvergleich um 75 Prozent auf 800.000 gestiegen ist; das Transaktionsvolumen wuchs um 90 Prozent auf 2,6 Milliarden. Indonesien führt nun in Südostasien sowohl bei der Anzahl der Video-Commerce-Transaktionen als auch beim Wachstum – insbesondere in den Kategorien Mode, Beauty und Körperpflege.
Breitere Daten aus dem Bericht Indonesia Digital Retail Outlook 2025 von We Are Social bestätigen diese Dynamik: Mehr als 220 Millionen Indonesier – rund 80 Prozent der Bevölkerung – sind online, und 95 Prozent nutzen Smartphones als Hauptgerät. Der Bericht schätzt, dass der GMV des E-Commerce in Indonesien im Jahr 2024 mehr als 75 Milliarden USD überschritten hat und bis 2026 über 100 Milliarden USD liegen könnte, getragen durch stabile Nachfrage in Elektronik, Mode, Lebensmitteln, Gesundheits- und Schönheitsprodukten sowie Haushaltswaren.
Die wachsende Nutzerbasis beeinflusst auch die Entwicklung der digitalen Finanzdienstleistungen (DFS), die weiterhin zweistellige Wachstumsraten verzeichnen. Laut dem e-Conomy-Indonesienbericht wird der GTV digitaler Zahlungen von 340 Milliarden USD im Jahr 2023 auf 538 Milliarden USD im Jahr 2025 steigen, während das digitale Kreditvolumen im gleichen Zeitraum nahezu von 7 Milliarden USD auf 13 Milliarden USD anwachsen dürfte. Digital Wealth und digitale Versicherungen wachsen parallel zum nationalen QR-Zahlungssystem QRIS, das einheitliche digitale Transaktionen im ganzen Land fördert. Die Erkenntnisse von We Are Social zeigen, dass mehr als 80 Prozent der städtischen Verbraucher für ihren täglichen Zahlungsbedarf inzwischen E-Wallets nutzen.
Die zunehmende Rolle der KI beginnt, die Ausrichtung dieser Dienste zu beeinflussen. Indonesien verzeichnete das stärkste kommerzielle Wachstum für KI-Anwendungen in Südostasien, mit einem Umsatzplus von 127 Prozent gegenüber dem Vorjahr – höher als in jedem anderen Markt der Region. Laut e-Conomy SEA 2025 haben 79 Prozent der Nutzer in Indonesien gelernt, KI-Tools zu verwenden; die tägliche Nutzung wird zunehmend zur Routine.
Diese nationalen Trends spiegeln die regionalen Investitionsmuster wider, die im begleitenden Google-Release hervorgehoben werden: Südostasien zog im vergangenen Jahr mehr als 2,3 Milliarden USD an KI-bezogenen Investitionen an – über 30 Prozent der privaten Investitionen Anfang 2025. Indonesien erhielt in diesem Zeitraum 4 Prozent der KI-Investitionen in ASEAN, während 4.600 MW neue Rechenzentrumskapazität in der Region geplant sind, um den künftigen KI-Bedarf zu decken.
Die Nachfrage steigt weiter, trotz eines gedämpften Finanzierungsumfelds. Laut einer Reuters-Zusammenfassung des Berichts zog Südostasien in den zwölf Monaten bis Juni 2025 7,7 Milliarden USD an privater Finanzierung an – ein Anstieg von 15 Prozent im Jahresvergleich, aber immer noch rund 70 Prozent unter dem Höchststand von 2021. Kapital fließt zunehmend in spätere Finanzierungsrunden, während Frühphaseninvestitionen auf etwa 20 Prozent der gesamten Deals zurückgehen. Digitale Finanzdienstleistungen bleiben weiterhin der größte Empfänger privater Investitionen, und KI-Startups halten ein stabiles Interesse. Indonesiens inländisches Finanzierungsumfeld bleibt jedoch gemischt: Der länderspezifische Bericht zeigt schwächere Investitionen in den Bereichen E-Commerce, Transport, Online-Medien und neuen Sektoren wie Nachhaltigkeitstechnologie und Web3.
Diese uneinheitlichen Bedingungen spiegeln sich auch in nationalen Einschätzungen zur digitalen Entwicklung wider. Der Bericht Indonesia Digital Economy Outlook 2025 von CELIOS prognostiziert ein moderates Wachstum des E-Commerce von 0,5 Prozent im Jahr 2025 aufgrund sinkender Kaufkraft und möglicher Mehrwertsteueranpassungen. Digitale Zahlungen und Online-Kredite werden dagegen voraussichtlich deutlich steigen und IDR 2.908,59 Billionen bzw. IDR 365,70 Billionen erreichen. CELIOS-Analysten verweisen auf fortbestehende Herausforderungen wie regionale Unterschiede in der digitalen Infrastruktur, einen anhaltenden „Tech Winter“ bei der Finanzierung und steigende Cyberrisiken. Indonesien liegt derzeit auf Platz 48 des National Cyber Security Index, was die Notwendigkeit stärkerer Schutzmaßnahmen unterstreicht.
Diese Faktoren gewinnen an Bedeutung, während Indonesien wichtige politische Initiativen umsetzt, die den langfristigen Kurs des digitalen Sektors prägen sollen. Der U.S. Commercial Service weist darauf hin, dass das Datenschutzgesetz von 2022, die sich weiterentwickelnden KI-Leitlinien und Datenlokalisierungsregeln die Rahmenbedingungen für in- und ausländische Unternehmen bestimmen werden. Gleichzeitig zeigen Regierungsprogramme wie die Nationale Strategie für die Entwicklung der digitalen Wirtschaft (2023–2030), die Nationale KI-Strategie (2020–2045) und die Initiative „100 Smart Cities“, dass die Bemühungen zur Stärkung der digitalen Infrastruktur, der regulatorischen Rahmenbedingungen und der Digitalisierung öffentlicher Dienstleistungen weiter voranschreiten.
Insgesamt deuten diese Entwicklungen darauf hin, dass Indonesiens digitale Wirtschaft bis 2030 einen GMV von rund 180 Milliarden USD erreichen könnte, basierend auf den mittleren Szenarien des e-Conomy SEA 2025-Berichts. Das obere Szenario sieht ein Potenzial von bis zu 340 Milliarden USD, doch die aktuellen Bedingungen sprechen eher für einen moderaten Wachstumspfad. Mit der beschleunigten KI-Adoption und kontinuierlicher Plattforminnovation ist Indonesien gut positioniert, um ein zentraler Wachstumstreiber der digitalen Landschaft Südostasiens zu bleiben, während die Region sich von einem Jahrzehnt digitalen Wachstums auf das zubewegt, was der Bericht als entstehende „KI-Realität“ beschreibt.
Originalartikel hier